Mein Buch

Über die Bewältigung seelischer Krisen und das Hören von Stimmen

„Ist da jemand?“

(Buchdeckel – Rückseite)

Erfahrungsbericht einer Betroffenen

Dieser Ratgeber ist ein Erfahrungsbericht und aus meiner Sicht als Betroffene geschrieben.

Ich bin 49 Jahre alt und lebe in Wolfsburg.

In diesem Buch stelle ich meine Erkenntnisse vor, wie schwere seelische Erkrankungen überwunden werden können und Betroffene in ein selbstbestimmtes Leben zurückfinden.

Depressionen und Burnout sind in der Öffentlichkeit schon sehr bekannt, während Bipolarität (manisch-depressiv) sowie das Hören von Stimmen noch nicht so präsent sind.

Im Jahr 2015 habe ich die EX-IN Genesungsbegleiter-Ausbildung absolviert. Damit habe ich Wissen darüber gesammelt, wie man anderen seelisch Erkrankten bestmöglich helfen kann.

Dieser Ratgeber eignet sich daher am meisten für Betroffene und deren Angehörige. Sehr geeignet ist auch die Beschreibung der Stimme für spirituell interessierte Menschen, weil ich durch diese Erfahrung einen sehr starken Glauben bekommen habe. Für Therapeuten und medizinisches Fachpersonal habe ich Diagnosen und Medikamente ergänzt.

Durch die detaillierte Strukturierung inklusive ausführlichem Inhaltsverzeichnis können die Hilfen leicht gefunden werden.

Mit diesem Buch möchte ich jedem Mut machen, Euren Weg zu gehen!! Ihr könnt das auch schaffen!

Auf meiner Homepage (www.waldmeditationen.de) gebe ich Ihnen in einem Blog die Möglichkeit, einen Kommentar zu diesem Buch zu hinterlassen. Zudem wird auf meiner Website auch auf zukünftige Lesungen durch mich hingewiesen werden.

Katrin Müller-Riemenschneider

Inhaltsverzeichnis

1      Vorwort 5

2      Stationen der seelischen Krise. 6

2.1        Ausbruch der Krankheit 6

2.2        Diagnose und Krankheitsbild. 7

2.3        Das Trauma der Psychiatrie. 8

3      Stationen auf dem Weg zur Stabilität und Unabhängigkeit 9

3.1        Medikamentöse Behandlung. 9

3.2        Stationen einer Stabilisierung. 10

4      Strategien zur Bewältigung seelischer Krisen. 12

4.1        Medikamente. 12

4.2        Guter Schlaf 14

4.3        Bewegung & Sport 15

4.4        Soziale Kontakte. 16

4.5        Meditation. 18

4.6        Therapie. 20

4.7        Arbeit & Beruf 21

4.8        Umgang mit Stress. 22

4.9        Selbstbewusstsein stärken. 23

4.10      Ausgleich zu den Medikamenten schaffen. 25

4.10.1       Normalgewichtig trotz Psychopharmaka. 25

4.10.2       Entlastung von Leber und Niere. 26

4.11      Tagesstruktur 27

4.12      Fortbildung. 28

4.13      Ziele haben. 29

4.14      Spiritualität 30

4.15      Sinn. 30

4.16      Partnerschaft. 31

5      Naturheilverfahren zur Heilung. 32

5.1        Stimmenhören heilen. 32

5.2        Elektrotherapie. 33

5.2.1     Anwendung des Elektrotherapiegerät 33

5.2.2     Behandlungserfolge mit Elektrotherapie. 33

5.3        Hanföl 34

5.4        Hausapotheke Naturheilmittel 35

6      Spiritualität 36

6.1        Über das Geistwesen. 37

6.2        Situation bezüglich Stimme vor und nach Behandlungsbeginn. 38

6.3        Strategien zum Umgang mit einem Geistwesen. 39

7      Diskussion. 40

8      Über mich. 41

8.1        Von der Kindheit bis zur Erwachsenen. 41

8.2        Über meine beruflichen Kenntnisse. 42

8.2.1     Publikationen. 43

8.2.2     Vorträge. 43

8.2.3     Weiterbildung. 44

8.2.4     Ehrenamt 44

9      Chronologischer Krisenverlauf – Diagnosen und Medikamente. 45

Vorwort

Dieses Buch soll ein Ratgeber sein und die Erkenntnisse zur Bewältigung meiner seelischen Krise darlegen. Es kann vor allem für Betroffene und Angehörige eine Hilfe sein sowie für Therapeuten und medizinisches Fachpersonal. Es gibt aber auch erstaunliche Einblicke für spirituell offene Menschen.

Zur Einordnung insbesondere für Betroffene habe ich grob meinen Krankheitsverlauf aufgeschrieben. Und natürlich die Stationen hin zur Stabilität und Unabhängigkeit. Dazu jede Menge Strategien zur Bewältigung seelischer Krisen.

Hinzu kommt ein Kapitel zum Thema Stimmenhören. Mir ist glasklar, dass das für viele Menschen befremdlich wirken wird. Denn viele wissenschaftlich orientierte Menschen denken, dass diese Wahrnehmung nur in meinem Kopf ist, und dass es eine geistige Welt um uns herum nicht gibt. Hier empfehle ich einfach offen zu bleiben – für alle Wunder des Lebens!

Aussagen zu Medikamenten und Heilmitteln entsprechen einem Erfahrungsbericht und sind nicht wissenschaftlich belegt. Nachahmer/Nachahmerinnen sollten mit der nötigen Vorsicht vorgehen.

Ich habe einige hilfreiche Produkte erwähnt, jedoch ohne Angabe der Website zum Kauf. Ich möchte hier keine Werbung machen.

Damit jeder schnell das Gesuchte findet, habe ich ein ausführliches Inhaltsverzeichnis angelegt. Zusätzlich sind in Kapitel 4 (Strategien zur Bewältigung seelischer Krisen), die verschiedenen Hilfestellungen & Tipps ebenfalls durchnummeriert. Im letzten Kapitel (Chronologischer Krisenverlauf) findet man einen Überblick über die zeitlichen Abläufe während der Krise.

Fett markiert sind wichtige Inhalte. Mit einem Unterstrich versehen sind die näheren Erläuterungen bzw. Beispiele.

Ich benutze wahlweise und nach eigenem Ermessen die männliche und weibliche Schreibweise (m/w/t und man(n)/frau).

Ich bin für jeden dankbar, der/die mich auf meinem Genesungsweg begleitet hat. Hiermit sei allen einmal von Herzen gedankt.

(siehe im Buch Kapitel 4.1 – 4.6)

1      Strategien zur Bewältigung seelischer Krisen

Die Strategien zur Bewältigung seelischer Krisen sind bezüglich meiner „TOP 6“ nach Wichtigkeit geordnet. Diese 6 Themen umzusetzen ist bei der Genesung nach einer schweren seelischen Krise meiner Meinung nach vorrangig und empfehle ich jedem besonders zu beachten. Zu diesen „TOP 6“ Themen gehören vor allem Medikamente und Guter Schlaf sowie Bewegung & Sport, Soziale Kontakte, Meditation und Therapie. Neben den absoluten Basics Medikamente und guter Schlaf sozusagen ein „Rundum-Wohlfühl-Programm“.

Danach fällt es mir etwas schwerer, die Hilfen zur Genesung zu gewichten. Es gibt einfach sehr viele verschiedene Ansätze, die helfen können und wichtig sind. Was hilft, ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden.

1.1       Medikamente

Vorab möchte ich noch sagen, dass ich all jene sehr gut verstehen kann, die keine Medikamente nehmen wollen.
Denn das habe ich auch erst ab dem Jahr 2010 konstant getan, nachdem das Stimmenhören begann. Von 2000 – 2007 waren mir die Nebenwirkungen auch zuwider. In dieser Zeitspanne hatte ich die vielen Betroffenen sehr gut bekannten Höhen und Tiefen. Von 2007 – 2009 gab es eine Konstanz der Medikamenteneinnahme während meiner Arbeit im Wald (österreichische Bundeswaldinventur).

  1. Medikamente zur ersten Stabilisierung:

Über Jahre die notwendigen Medikamente in gleicher Dosis einzunehmen, soll laut meines Arztes besser sein fürs Gehirn.

Bei mir haben die Medikamente vor allem für guten Schlaf, für Entspannung im Kopf und die notwendige Konzentration gesorgt. Die überlebenswichtige Konzentration hat sich bei mir durch die Medikamenten über die Jahre von 2010 – 2017 langsam verbessert. Die ersten Jahre hatte ich Lücken in der Konzentrationsfähigkeit (Aussetzer), und meine Gesprächspartner mussten schon mal auf mich warten. Erst vor Beginn des Forstreferendariats im Jahr 2017 hatte ich bei einer Übung des Gehirntrainingsprogramms Neuronation (Übung „Parita“) Spitzenwerte mit der Vergleichsgruppe.

  • Bereitschaft zur Einnahme der Medikamente fördern:

Meine Medikamentencompliance (Compliance: Einsicht oder Krankheitseinsicht) war seit dem Jahr 2009 sehr gut, weil ich den Vorsatz hatte, nie wieder eine Psychiatrie von innen zu sehen. Ich habe die Medikamente also freiwillig, trotz starker Nebenwirkungen, immer eingenommen und nie vergessen. Ich hätte aber auch ohne sie nicht einschlafen können. Und die Bedeutung von gutem Schlaf war nach drei Psychosen, mit immer demselben Auslöser (Schlaflosigkeit), sehr präsent.

Nie wieder wollte ich zudem die Angst haben, dass Rettungssanitäter und Polizei vor meiner Tür stehen und mich in meiner Privatsphäre stören bzw. diese mit Zwang beenden.

Des Weiteren leitet mich in Bezug auf die Medikamente der Satz: „Kopf geht vor“! Also trotz Nebenwirkungen der Medikamente sollten seelisch Erkrankte erstmal an die Genesung unseres wichtigsten Organs für das Überleben denken, nämlich den Kopf!

  • Symptommanagement durch die Identifikation von Frühwarnzeichen:

Die Identifikation von Symptomen ist wesentlich für die Heilung! Das sind und waren für mich Schlafdefizite, Anspannung im Kopf und schlechte Konzentration über einen Zeitraum von wenigen Tagen. Traten diese Frühwarnzeichen auf, dann habe ich reagiert und die Dosis der Medikamente selbstständig erhöht. Nach einer deutlichen Erhöhung habe ich die Veränderung auch meinem Arzt mitgeteilt. Dabei hat das Symptom Schlaflosigkeit die Priorität 1. Bei der Wahrnehmung fast aller Symptome hilft die Meditation, die in diesem Kapitel unter Punkt 7 (Meditationstechnik Körperreise) näher beschrieben wird.

  • Notfalldosis immer griffbereit:

Ich hatte und habe immer eine Notfalldosis im Schrank, die mich sicher zum Einschlafen bzw. Schlafen bringt. Unter anderen nehme ich das auch bei „gesunden“ Menschen mit Schlafproblemen verschriebene Zolpidem zum Einschlafen. Zusätzlich habe ich viele Jahre Dominal zum Durchschlafen eingenommen. Seit dem Jahr 2023 brauche ich nur noch Zolpidem, dem Hanföl sei Dank (siehe Kapitel 5.3).

  • Achtung vor einem „Verstärkungs-Effekt“:

Wenn man die Medikamente zu schnell reduziert, bspw. innerhalb weniger Tage, landet man schon nach kurzer Zeit bei einer Dosis, die höher ist als die vor der Reduzierung („Verstärkungseffekt“). Das war jedes Mal ein sehr großer Frust für mich. Daher reduziere ich heute in einem 2 – 4 Wochen-Rhythmus oder länger in kleinsten Schritten. Also eine kleine Änderung ca. 2 – 4 Wochen lang beobachten und nichts weiter verändern.

  • Signale, die eine Medikamentenreduktion möglich machen:

Ein Anhaltspunkt zum Thema Reduzierung ist, wenn der Schlaf abends immer früher nach der Medikamenteneinnahme einsetzt und ich morgens immer müder aufwache, also beim Wecker klingeln kaum noch aus dem Bett komme. Nach der Reduzierung sollte man weiterhin gut ein- und durchschlafen können. Die Konzentration, bspw. auf das Zuhören bei einem Gespräch, sollte weiterhin gut sein. Eine angenehme Entspannung sollte spürbar sein, so dass ich zum Beispiel beim Meditieren wirklich eine psychische und physische Entspannung spüre.

  • Möglichst nur an einer Stellschraube drehen, um den Überblick zu behalten:

Gerade wenn man verschiedene Medikamente und Heilmittel einnimmt, sollte man immer nur an einer Stellschraube drehen, also bspw. nur eines von zwei Medikamenten reduzieren und sonstige Heilmittel gleich belassen. Sonst weiß man nicht, wo eine Änderung hinführt, welche Symptome eventuell auftreten wie bspw. Ein- oder Durchschlafprobleme.

Zudem ist es aber aus meiner Sicht auch sehr wichtig, dass man die Auswirkungen von Medikamentenveränderungen spürt. Nur so kann frau steuern und Änderungen bzw. Verbesserungen herbeiführen. Eine achtsame Wahrnehmung für den eigenen Körper, die ich durch das langjährige Meditieren mit der Körperreise (engl. auch Bodyscan) gelernt habe, ist hier essentiell bzw. sehr hilfreich.

Bei der Meditationstechnik Körperreise fühlt man die verschiedenen Regionen seines Körpers nacheinander. Man verweilt bspw. einige Sekunden bei seinem rechten Fuß und wandert weiter zum rechten Unterschenkel usw., fühlt sich also durch den ganzen Körper. Dabei verweile ich immer sechs Atemzüge in einem Körperteil. Grundsätzlich sei gesagt, dass das Beobachten des Atems die ursprünglichste aller Meditationstechniken darstellt. Der stetige Wechsel der Körperregionen bei der Körperreise hilft mir jedoch gut dabei, konzentriert zu bleiben.

1.2       Guter Schlaf

  1. Guter Schlaf ist heilsam:

Ich kann seit dem Jahr 2000 abends nur noch mit Medikamenten schlafen bzw. einschlafen. Schlaf ist essenziell, um schwere Traumata zu heilen, weil die geplagte Seele so einige Stunden ganz zur Ruhe kommen kann. Tagsüber konnte ich zwischen 2009 – 2023 nur meditieren, niemals schlafen. Heute, im Jahr 2024, kann ich in der Mittagspause auch mal wegnicken. Folglich war bei mir die Erholung in der Nacht besonders wichtig. Von meinem Arzt weiß ich, dass ich mind. 6 Stunden schlafen soll. Ich schlafe immer mehr (2009 bis 2023 ca. 9 Stunden und mehr, dann ca. 8 Stunden, heute seltener auch mal weniger), um mich gut zu erholen für den neuen Tag.

Das Hanföl ist auch schlaffördernd (siehe Kapitel 5.3).

  • Fester Schlafrhythmus und Rituale:

Die Medikamente sollte man abends immer zur gleichen Uhrzeit einnehmen und morgens mit dem Wecker aufstehen. So erarbeitet man sich einen festen Schlafrhythmus und schläft leichter ein und durch.

Rituale können unterstützend eine geschätzte Routine entstehen lassen, wie beispielsweise immer einen Honig Tee nach dem Aufstehen trinken, um sich auf den Morgen zu freuen. Rituale können auch helfen, zu vermeiden, dass man abends im Bett liegt und denkt: „Ich muss jetzt schlafen“. Denn mit diesem Druck schläft man garantiert nicht. Die Routine könnte dann zum Beispiel sein, abends im Bett immer noch zu lesen, bis frau so richtig müde ist.

  • Bewegung für die nötige Bettschwere:

Wer sich sportlich betätigt, kann Stress abbauen und den Schlaf fördern. Körperliche Erschöpfung durch Bewegung an der frischen Luft fördert den Schlaf am besten. Wir Menschen sind für die Bewegung gemacht; wer nur herumsitzt, hat sich nicht genug ausgepowert und schläft vermutlich öfter nicht gut. Auch der Ehrgeiz für Leistungssteigerungen beim Sport ist besser als sich keine Ziele zu setzen. Vermeiden sollte man richtigen Leistungsdruck, weil Druck bekanntlich das Schlafen stört. Entspannt schläft es sich besser! Gymnastik kann zudem helfen, Schmerzen aufzulösen (z.B. Rückenschmerzen), die ebenfalls den Schlaf verhindern können.

  • Hilfsmittel:

Für eine Entspannung zwischendurch habe ich meist eine Schlafmaske für die Augen und Ohropax dabei. Bezüglich Ohropax kann man sich auch eine Spezialanfertigung machen lassen beim Hörakustiker und zusätzlich noch Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung aufsetzen. Dann ist es mal richtig „still“.

1.3       Bewegung & Sport

  1. Tägliche Bewegung macht glücklich und hält schmerzfrei:

Besonders an der frischen Luft tut uns die Bewegung gut. Die Natur ist heilsam. Ein Aufenthalt im Wald hat viele erforschte positive Wirkungen, wie bspw. Stärkung des Immunsystems und Aktivierung des Parasympathikus, was die Entspannung fördert.

Bei der Durchführung von Waldmeditationen von 2 – 3 Stunden habe ich die Teilnehmerinnen immer am Anfang und am Ende nach ihrer Entspannung und Gedankenstille gefragt. Am Ende waren alle entspannter und häufig auch stiller in Gedanken als am Anfang. In Japan gibt es „Waldbaden“ von den Krankenkassen auf Rezept, so gut ist es, in der Natur zu sein. Bäume bilden auch viele ätherische Öle oder Terpene, die man tief einatmen sollte, um noch besser zu heilen. Grundsätzlich gebe ich hier die Empfehlung: Raus aus der Stadt, ab in die Natur!

Auch täglich Gymnastik oder Yoga machen, bspw. zum Ausgleich für das viele Sitzen im Bürojob. Gymnastik und Muskelaufbautraining mache ich immer morgens, meistens am Abend noch ein zweites Mal.  Vor 2019 war ich beruflich eine „Waldläuferin“ und habe weniger Gymnastik gebraucht, um ausgeglichen zu sein.

1.4       Soziale Kontakte

  1. Familienkontakte und gute Freundschaften pflegen:

Meine Angehörigen haben mich immer sehr gut unterstützt.

Die Familienmitglieder kennen einen in der Regel am längsten und unterstützen am besten. Dabei ist es wichtig über so manches familiäres Missverständnis einfach mal hinwegzusehen und Vergangenes irgendwann ganz ruhen lassen. Irren ist menschlich, wir machen alle Fehler! Langjährige Kontakte sind in schweren Krisen besonders wertvoll, weil hier schon Vertrauen vorhanden ist, das frau sich bspw. zu einer Therapeutin erst aufbauen müsste.

Das gilt natürlich genauso auch für gute und langjährige Freunde.

  • Gesprächspartnerinnen für Probleme haben:

In den ersten Jahren der schweren Krise nach 2009 habe ich einige alte Damen als Freundinnen gehabt, von denen mir heute leider nur noch zwei geblieben sind. Mit ihnen habe ich unter anderem über die Lösung meiner teilweise schwierigen Probleme, wie zum Beispiel Nebenwirkungen ausgeglichen werden können, gesprochen. Mit meinen gleichaltrigen Freundinnen ging das in der Tiefe damals eher nicht, weil deren Lebensweisheit aus meiner Sicht noch nicht so ausgeprägt war. Zu den älteren Damen hatte ich zum damaligen Zeitpunkt sogar noch mehr Vertrauen als zu meiner Therapeutin, weil wir uns schon vieler länger kannten und es eben keine professionelle Beziehung war. Ich will damit eigentlich nur hervorheben, dass Betroffene nicht auf einen Therapieplatz warten sollten, da es wertvolle Hilfe auch anderswo gibt.

  • Gemeinsam sich am Leben freuen:

Eingeladen habe ich zwischen 2009 – 2023 nur zum Frühstück, weil ich Frühaufsteherin bin und meine Leistungskurve vormittags am höchsten ist. Da konnte ich immer am längsten Gemeinschaft genießen. Über den Tag zum Abend wird meine Leistungskurve nämlich flacher und die Notwendigkeit von Pausen nimmt zu. Hier ist es wichtig, seine eigenen Fähigkeiten zu kennen, um auch lebenswichtige soziale Kontakte zu genießen. Da Menschen soziale Wesen sind, sind soziale Kontakte ein lebensnotwendiges Bedürfnis.

  • Besuch einer Selbsthilfegruppe als wichtiger Anker:

In Wien hatte ich während der Waldinventur zwischen 2007 – 2009 Anbindung an eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit bipolaren Erkrankungen. Im Jahr 2009 war ich auch einmal in einer Stimmenhörergruppe in Wien. Meine ersten Besuche in einer Selbsthilfegruppe ab 2007 waren wie ein „Ventil“, das geöffnet wurde, wo viel Druck von mir abfiel. Endlich konnte ich über meine Probleme als seelisch kranker Mensch reden und wurde verstanden. Manche seelisch Erkrankte finden eine Selbsthilfegruppe sogar besser als eine Therapie, weil sie sich mit allen in der Gruppe auf Augenhöhe fühlen. Zudem kostet sie kein Geld, und viele erkrankte Menschen haben davon ja auch nicht viel.

Später habe ich dann in Wolfsburg die Kontaktstelle für Menschen mit seelischen Erkrankungen aufgesucht, von ca. 2010 – 2017.

  • Singen bzw. Musik selbst machen sorgt für Glücksgefühle:

Seit 2010 bin ich in einem kirchlichen Chor. Gerade in der Kirche achten die Menschen noch mehr auf Gemeinschaft, was vielen seelisch Erkrankten guttut. Zudem ist vielen bekannt, das Singen glücklich macht. Auch das morgendliche Singen im Bad ist hilfreich bei depressiver Verstimmung.

Zudem mache ich Musik mit Menschen, die mir guttun. Ich spiele mit meiner Klarinette sowohl im Duett als auch im Trio und trete auch mal auf. Entstehende Freundschaften geben einem zudem Kraft. Musik verbindet! Insbesondere für kinderlose Menschen ist das sehr wertvoll!

  • Small Talk wertschätzen:

Meine Therapeutin hat oft das Thema Socializing angesprochen, also beispielsweise Small Talk mit Kollegen. Sie hob die hohe Wichtigkeit bezüglich Vertrautheit und relevanter Informationen hervor. Wir haben lange und viel an meinen Small Talk Fähigkeiten geschliffen, heute kann ich mich wieder mit jedem Menschen austauschen und freue mich darüber. Vor 2009 war das jedoch noch kein relevantes Thema für meine Therapie.

Mit den meisten Menschen kann man zwar nicht über schwerwiegende Probleme reden, aber oft tut auch ein einfaches Gespräch sehr gut und kann einem helfen, schließlich sind wir soziale Wesen. Daher empfehle ich als seelisch Erkrankte, immer mal wieder das Gespräch auf Small Talk Ebene zu nutzen und sich nicht zu sehr zurückzuziehen.

  • Urlaub als willkommene Abwechslung:

Als es mir nach 2009 wieder besser ging, habe ich in vertrauten Gefilden, wie meiner zweiten Heimat Österreich, kostengünstig Urlaub gemacht. Hier habe ich als Österreicherin sowohl Familie als auch Freunde durch meine Arbeit bei der österreichischen Waldinventur. Man kann sich also auch in seiner Heimat Abwechslung durch einen Ortswechsel verschaffen. Zudem ist das umweltfreundlicher als zu fliegen.
In der Zeit nach 2009 bin ich nicht mehr so weit gereist wie früher, aufgrund der vielen Nebenwirkungen der Medikamente. Davor hatte ich unter anderem Aufenthalte in Brasilien (insgesamt 4 Monate) und Rumänien (insgesamt 1,5 Jahre) und war gerne unterwegs.

1.5       Meditation

  1. Meditation ist heilsam:

Seit 2009 meditiere ich täglich für das Erreichen von Gedankenstille, um die Stimme/das Geistwesen nicht anzuregen, mir seine Gedanken mitzuteilen.

Ein weiteres sehr wichtiges Ziel ist das Leben im JETZT.

Ich biete, was mir selbst sehr guttut auch für andere an. Dabei handelt es sich um meine selbst entwickelten Waldmeditationen (Homepage: www.waldmeditationen.de: „Im Wald die Seele heilen…“). Immer dabei ist bei mir der Bodyscan (Körperreise).

Die zunehmende Gelassenheit durch Meditation lässt mich heute mit aufregenden Situationen entspannter umgehen. Während ich früher, auch schon vor meiner Erkrankung, öfter mal nicht einschlafen konnte bei Stress, passiert mir das heute seltener oder nur noch bei ganz großer Aufregung.

  • Grübelschleifen auflösen:

Zu viel Nachdenken über bestimmte Themen lässt sich mit Meditation im Laufe der Jahre ebenfalls reduzieren. Man lernt, mehr auf sich und seinen Körper zu achten. Man bemerkt dann selbst schnell, wenn man bspw. zu katastrophisieren beginnt (frau malt sich die Katastrophe in Gedanken aus und macht das Ereignis oft schlimmer als es ist) und Angst vor etwas bekommt. Solche Gedanken können bspw. mit einem deutlichen gedanklichen „Stopp“ oder visualisiertem Stoppschild unterbrochen werden. Danach einfach wieder achtsam und aufmerksam sein für den Moment/das JETZT und auf den eigenen Atem achten. Sich zudem bemühen, mehr wertfrei zu beobachten, also Situationen nicht immer gleich zu bewerten und zu kategorisieren.

  • Barfuß laufen als Fußmassage und Erdung:

Es empfiehlt sich in der Natur barfuß zu laufen, weil das das Körpergefühl sehr stärkt. Dieses fehlt seelisch erkrankten Menschen gerade in der Anfangsphase einer Krise oder Psychose häufig. Am Fuß sind sehr viele Sinneszellen wie jeder weiß, der sich mal mit Fußreflexzonenmassage beschäftigt hat. Hier bedeutet die Massage eines Punktes am Fuß, dass bspw. ein inneres Organ ebenfalls profitiert, weil es hier eine Verbindung geben soll.

  • Die kleinen Dinge genießen:

Ich habe durch die Meditation gelernt, die kleinen Dinge zu genießen, wie bspw. eine Tasse Tee im Sonnenschein. Mit einer geschärften Achtsamkeit für den Augenblick durch Meditation kann man viel mehr genießen.

  • Die Macht der Autosuggestion:

Man kann am Ende einer meditativen Entspannung auch noch die Macht der Autosuggestion für Veränderungen bei sich selbst einsetzen, indem man sich beispielsweise positive Glaubenssätze aufsagt (Ich bin liebenswert/stark/intelligent/schön/achtsam/esse langsam/erreiche meine Ziele…). Damit versucht frau, ihr Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen mit dem, was für sie besonders wichtig ist. Das stärkt das Selbstbewusstsein.

  • Den Atem vertiefen als Entspannungs- und Konzentrationshilfe:

Frau kann auch beim Meditieren den Atem etwas vertiefen, dabei aber sanft und leise atmen. In der Folge entspannt man sich leichter und die Konzentration wird wieder besser.

  • Regelmäßig kurze Pausen sind im Arbeitsalltag am effektivsten:

Wiederholt während des Tages kurz zu meditieren, stellt auch eine kleine Pause im Arbeitsalltag dar. Diese Pausen sind gesundheitsförderlich und können Stress und Stresssymptome wie Kopfschmerzen reduzieren. Wenige Minuten als Geübte reichen aus, um sich zu entspannen. Wer über Meditation zu einer guten Selbstwahrnehmung findet und bei der Arbeit Pausen einplant, wird nicht an einem Burnout erkranken. Denn durch die gesteigerte Selbstwahrnehmung merkt man schnell, was einem fehlt und kann gezielt, bspw. durch eine kleine Pause, gegensteuern.

Für eine stetig gute Konzentration sollte man jedoch nach 60 – 120 min. auch mal eine längere Pause von 10 – 15 min. machen.

1.6       Therapie

  1. Eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufbauen:

Wichtig ist die kontinuierliche Arbeit an einer vertrauensvollen und tragfähigen therapeutischen Beziehung. Hierbei empfehle ich, die Therapeutin nicht leichtfertig zu wechseln, denn Vertrauen stellt sich meist ein, wenn man jemanden lange Zeit kennt. Im Laufe der Jahre braucht man dann immer seltener einen Termin. Ich kenne meine Therapeutin seit 2014.

Ich empfehle, einen Wechselwunsch bezüglich Therapeuten erstmal eine Weile auszuhalten und mit lebenserfahrenen Menschen, insbesondere älteren Freunden, darüber zu sprechen. Wenn möglich, auf einen Wechsel verzichten!

  • Vorbereitet in die Therapiestunden gehen:

Ich habe zu Hause für mich die Probleme des Alltags notiert und mit in die Therapiestunden gebracht. Ich habe die mit der Therapeutin gemeinsam erarbeiteten Lösungen für meine Defizite aufgeschrieben und am Computer abgetippt. Diese Verbesserungsvorschläge habe ich viele Jahre regelmäßig gelesen, weil ich sie an meinem Meditationsplatz aufgehoben hatte. Heute geht es mir so gut, dass ich sie nur noch sehr selten ansehe.

Das Schreiben hat meinen Geist entlastet und die Gedanken geordnet. So konnte ich meine Lösungen der Probleme erarbeiten und sogar Grübelschleifen auflösen. Aber irgendwann habe ich die alten Probleme auch losgelassen und meine Niederschriften diesbezüglich entsorgt. Die Mitschriften in Form von Tagebüchern habe ich bspw. verbrannt oder zerrissen und im Altpapier entsorgt. Das achtsame Leben im JETZT ist mir immer noch das Wichtigste.  Mein Tipp: nicht so viel zurückschauen, denn das ist das Leben in der Vergangenheit. Entscheidend ist aber das Leben im JETZT!

  • In der Therapiestunde auch Grenzen setzen:

Ich habe in der Therapie auch lange Themen ausgespart, für die ich insbesondere in den ersten Jahren mehr Vertrauen gebraucht hätte. Und das habe ich auch klar gegenüber meiner Therapeutin kommuniziert, also jene Themen, worüber ich nicht sprechen wollte. Ich finde das wichtig, auch in der Therapie Grenzen aufzuzeigen; schließlich ist es eine professionelle Beziehung zu einem Therapeuten und nicht so vertraut wie vergleichsweise zu einer guten Freundin.

Und ein paar Geheimnisse sollte frau ja auch für sich behalten!

  • Metakognitive Therapie = „Denken über das Denken“ positiv gestalten:

Seine eigenen Gedanken bewusst wahrnehmen und in positive Gedanken umstrukturieren lernen. Glaubt man bspw. von sich selbst ein Angsthase zu sein wäre der positivere Gedanke, dass man sei ein vorsichtiger Mensch sei. Ich habe bspw. mein Leistungsdenken reduziert und auch kleine Erfolge wirklich wertzuschätzen gelernt.

  • Therapie mit Tieren, um neue Seiten an sich und seinem Therapeuten zu sehen:

Bis heute haben mich die Tiere immer glücklich gemacht. Beispielsweise hatte ich lange Zeit Hunde zu Hause, mit denen ich auch spazieren gegangen bin. Schon während meiner Kindheit bin ich mit vielen anderen Tieren aufgewachsen, wie Kaninchen, Wellensittlich, Katze, Hund und Pferd. Meine Therapeutin arbeitet inzwischen  mit Hunden und Pferden. Ich finde das einen guten und ergänzenden Ansatz zu der Gesprächstherapie. Das Setting mit Tieren ist ganz anders und man lernt seine Therapeutin mal von einer ganz anderen Seite kennen. Und sich selbst auch. Das kann richtig Spaß machen! Beispielsweise hat mir meine Therapeutin mitgeteilt, dass ich im Umgang mit dem Pferd einfach Freude hatte und gar nicht zielstrebig gewesen bin. Das Pferd und ich haben uns laut ihrer Beobachtung wirklich gut verstanden!

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